Montag, 22. Juni 2009

Intraviduen wie wir

E-Mail, Blackberry & Co als Symptome und Förderer der Anderswo- und Simultan-Gesellschaft, bzw. Grundlage der "Intraviduen" (als moderne Variante der bedrohten Spezie "Individuum"): interessanter Artikel in der Süddeutschen, mit einem hübschen Namedropping von Pascal über Tocqueville bis Foucault. Hauptsächlich geht es dabei um das offensichtlich zunehmende Problem vieler vernetzter Menschen mit dem Alleinsein, also dem Zustand bewussten Nichtvernetztseins. Im Detail wird es noch interessanter, wie ich finde, denn da geht es um die Beweggründe für den Einzelnen, das Getriebensein, das Ungenügenheitsgefühl und nicht zuletzt das diffuse Sichaufgehobenfühlen (und -fühlenwollen) in der riesigen (Netzwerk-)Maschine, an der wir alle täglich (mit jeder SMS, mit jedem Mail, mit jedem Blog natürlich auch) mitbauen.

So schreibt da der New Yorker Soziologieprof Dalton Conley, "wir seien keine Individuen mehr, die nach Authentizität streben, sondern ,,Intraviduen", die gehetzt einen konstanten Strom von Messages, Anrufen, Kontakten und Daten zu managen versuchen. "Die Bewohner unserer Anderswo-Gesellschaft haben aufgrund ihres quälenden Kontingenzbewusstseins (warum bin ich gerade hier, ich könnte ja auch woanders sein) nur dann das sichere Gefühl, am richtigen Ort zu sein und das Richtige zu tun, wenn sie auf dem Weg zum nächsten Ziel sind."

etc.

Für Selbstzweifler, Social-Community-Skeptiker und dann doch wieder Mediengeile oder zumindest Medienfleißige (spontan springt mir der Begriff "Medienameisen" in den Kopf) ein schönes Lesefutter, das sich in alle möglichen Richtungen weiterdenken ließe...

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