Montag, 27. April 2009

Enlightenment Therapy

Hier ist ein sehr guter Artikel in der New York Times: Enlightenment Therapy. Die wahre Geschichte eines Zen-Meisters, der mithilfe der Psychoanalyse das eigene Leben wiederentdeckt und dabei die Lehre der Leere auf ganz paradoxe Weise widerspricht und bestätigt. Ich habe lange kein Roman gelesen, der eine so interessante Geschichte so elegant erzählt. Vielleicht spricht es mich nur an, weil ich schon lange der Psychoanalyse kritisch gegenüberstehe und mit Zen-artigen Denkweisen flirtiere, aber hier sehe ich wirklich konstruktive Ansätze für eine lebensbejahende Existenz trotz oder wegen sorgsam kultivierter Negation.

1 Kommentar:

Ulfonso hat gesagt…

Shane, was ist diese "sorgsam kultivierte Negation"? Die Verneinung des Selbst bei gleichzeitiger Anerkennung bzw. Akzeptanz desselbigen?
So in etwa verstehe ich das zumindest.
Vielleicht kommt es nur mir so vor, aber ich habe das Gefühl, dass die Frage nach dem "self" vor allem eine ist, die sich Amerikaner stellen. Kann das sein? Mir ist das damals bei einer gewissen Texanerin schon aufgefallen. Vielleicht hat das was mit Sprache, bzw. Sprachhistorie zu tun, dass im Deutschen das "Selbst" irgendwie eine sehr viel geringere Rolle spielt. Oder in meinen Augen zu spielen scheint, ich mag mich täuschen. Welcher Unterschied besteht eigentlich zwischen dem "Ich" Freuds und dem "Selbst" in dieser Geschichte?
(by the way: die Idee des "kill the watcher within", die irgendwann zwischendrin geäußert wird, fand ich irgendwie lustig)
Habe mich lange nicht mehr mit all diesen Dingen beschäftigt. Irgendwie macht mich diese konzentrierte, verkrampfte, ja fast neurotisch-pathetische Sinnsuche dieses Herrn Nordstrom traurig. Zum Schluss sieht es ja fast so aus, als ob er "seinen Weg" gefunden habe - allerdings einige gebrochene Knochen, vier kaputte Ehen und jede Menge Selbstverleugnung (trotz stundenlangen täglichen Meditierens) dafür nötig hatte.

Aber davon abgesehen: Interessant ist der verbindende Ansatz, dieses Zusammenbringen der Gegensätze (Self/Narrative/Analysis des Ganzen vs. Verleugnung/Negation/Zen) schon.

Ich selbst halte es als nicht Zen-talentierter Europäer wohl weiter mit Freud. Schließlich waren wir letztes Jahr in Wien im Freudmuseum, in seiner alten Wohnung...und haben den guten Mann sterbenskrank aber immer noch mit patriarchalischem Gestus in einem alten Familienvideo der Freuds angeschaut. Da fühlt man irgendwie Verbundenheit...(naja, das war jetzt eher ein Scherz)

Und das sagt mein Capture dazu: desser