Meine Leidenschaft für Mensch-Technik-Schnittstellen, meine Freude an der Vielfalt und Variabilität solcher Schnittstellen, ist ja bekannt. Sie brachte die Wii und auch den Nintendo DS in unser Haus, weil Spielerei auch Forschung ist und umgekehrt, wenn man sein Forschungsgebiet richtig definiert. So macht es nicht nur Spaß an einem Handheld-Konsole zu spielen, sondern ist auch Teil eines phänomenologischen Programms: besonders der Touchscreen des DS interessiert mich, weil der Umgang mit dem Hardware Erfahrungen ermöglicht, die für mich viel ausschlaggebender als die auf Software-Ebene definierten Inhalten. Die Spiele selber sind nicht uninteressant, doch die Portierung von DS oder Wii Spiele auf Systeme, die z.B. keinen Touchscreen oder Acceleromters besitzen, zeigt, dass die Bits nicht alles sind. Die "invariant structures", also das, was zwischen solchen Variationen gleich bleibt, sind mehr oder weniger konventionellen Sachen: narrative Rahmen (falls Vorhanden), visuelle Darstellungen, akustische Signale. Also Sachen des Films und des Fernsehens. Wie gesagt, der Umgang mit dem Hardware--die materielle Interaktion zwischen Körper und Technik--macht den Unterschied. Und daher meine Interesse an Wii-Fernbedienungen und Touchscreens: sie betonen durch haptische Steuerung die leibliche Investitionen, die ein User in die Technik macht.
Trotzdem bleibt oft trotz des Touchscreens die Interaktion mit einem iPhone oder DS primär visuell, jedenfalls spielt die Haptik eine eingeschränkte Rolle, denn die Oberfläche bleibt glatt und flach. Nun gibt's was wirklich Interessantes: ein Touchscreen, der auch sensorisches Feedback liefern kann: Pneumatisches Feedback für berührungsempfindliche Bildschirme.
"Forscher an der Carnegie Mellon University haben deshalb nun einen Bildschirm entwickelt, bei dem sich fühlbare Knöpfe aus der Touchscreen-Oberfläche erheben können, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Das Design behält die Dynamik eines regulären berührungsempfindlichen Displays bei, ergänzt es aber um konkret anfassbare Bereiche für bestimmte Funktionen, etwa ein Nummernfeld.
Das vom Informatikprofessor Scott Hudson und seinem Master-Studenten Chris Harrison entworfene System liegt bereits in Prototypform vor. Der Schirm selbst ist dabei mit einem teildurchlässigen Latex überzogen, das auf einer Acrylplatte sitzt, in der sich ausgeformte Löcher befinden. Hinzu kommt eine Luftkammer, die an eine Pumpe angeschlossen ist. Ist diese abgeschaltet, bleibt der Schirm flach; angeschaltet bildet das Latexmaterial Wölbungen. Das Bild wird mit Hilfe eines Projektors erzeugt, eine Infrarotkamera erfasst die Berührungen. Multitouch soll mit der Technik ebenfalls möglich sein."
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Schon ein bisschen gruselig der Gedanke, dass da was "lebt" unter den Fingern. Erinnert mich irgendwie an "Solaris" von Stanislaw Lem, wo dieser lebende, lernende Ozean sich ausformt zu Abbildern der Menschen, die ihn eigentlich erforschen wollten.
Aber so lange es Spaß macht...;-)
Kommentar veröffentlichen