Dienstag, 6. Januar 2009

Sinti & Roma

Das neue AM-Büro in der Friedrichstraße, in dem ich seit Ende 2008 sitze, ist ziemlich spießig, insbesondere die Gegend hier (die Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden ist wohl "die" klassische Touristen- und gleichzeitig Repräsentanzgegend von Wirtschaft/Politik/Finanzwesen überhaupt).
Aber das Ganze hat auch Vorteile. Zum Beispiel kann man mal eben in der Mittagspause in eine Ausstellung gehen, wie ich gestern ins ZDF-Hauptstadtstudio gleich um die Ecke.
Dort haben sie in dieser Woche eine Ausstellung zur Verfolgung der Sinti und Roma im Dritten Reich. Musste natürlich gleich an Boris denken, der sowas ja auch mal gemacht hat. (oder sogar immer noch macht?)
Die Ausstellung war nicht weltbewegend, zumindest auf den ersten Blick, im Grunde nur eine Handvoll großer Schautafeln, die in der Haupthalle des ZDF aufgebaut waren und eine teils chronologisch, teils thematisch gegliederte Übersicht zeigten, "aufgelockert" durch beispielhafte Einzelschicksale.
Und doch: Die gänzliche Abwesenheit der mittlerweile gängigen multimedialen Aufbereitung so ziemlich jeden Themas tat der Sache gut, wie ich fand. Schmerzhaft und beeindruckend.
Für "mal eben in der Mittagspause mitnehmen" vielleicht nicht ganz das Richtige (da bohren einen dann schon Fragen wie: Wird man damit der Sache gerecht?) - oder vielleicht ja gerade doch?! Jedenfalls sanken die Eindrücke, die Bilder, die Zitate wie schwere dunkle Steine in meine von den üblichen alltäglichen Jobstrukturen und -gedanken aufgefaserte Seele und haben mich noch bis spätnachts beschäftigt (anders als eben jene flüchtigen Tagesgedanken)...

Hier sieht man, wie die Sinti & Roma "wissenschaftlich erforscht" wurden (zumdindest noch in den ersten Nazi-Jahren, später wurden sie einfach gen KZ abtransportiert und ermordet, bzw. fielen in die Hände von Mengele & Co.). So nahm man u.a. Gipsabdrücke ihrer Köpfe:


Jeglicher Erfolg der "minderwertigen Rasse" musste im wahrsten Sinne des Wortes totgeschwiegen werden:


Die Sprachlosigkeit der Mittäter:


Eigentlich wollt ich auch noch die stille Monströsität der Porträts der Verantwortlichen zeigen. Da gab's eine Schautafel mit einem Bild von Himmler, Heydrich & Co, das ich auch abgeknipst hatte. Ich hab's dann aber wieder rausgelöscht, weil deren Fressen an dieser Stelle einfach nichts zu suchen haben.

So, und damit zurück zu den plötzlich so leicht erscheinenden Job- und Tagesgedanken...

2 Kommentare:

tilmp hat gesagt…

Das sind schon knallharte Sachen, die mit denen veranstaltet wurden.

Wir haben uns immer mal wieder etwas zu Boris Forschungsständen erzählen lassen (und über den Verlauf Boris Wanderausstellung.)

Ist eine ziemlich abgefahrene Parallel-Welt, die der Paschas & Co.

a77

shane hat gesagt…

Was macht denn eigentlich Boris jetzt? Arbeitet er noch an das Thema? Kannst ihn natuerlich auch hierher (also zum Blog) einladen, wenn du meinst, er wuerde gern mitmachen.